zur Corona-Zeit:
Vorläufig können wir nicht als Gesamtorchester proben. Das Frühlingskonzert werden wir streichen müssen. Gegenwärtig dürfen wir aber mit Masken in Fünfergruppen musizieren und so unserem Hobby frönen.
Unsere Konzertmeisterin findet noch andere Wege: (Bericht unten)
Unsere Konzertmeisterin findet noch andere Wege: (Bericht unten)
Dann spiele ich bei offenem Fenster
Musikerin ohne Konzerte In einem kleinen Dorf in der Nähe von Hannover. Ein kleines Mädchen spielt im Keller des elterlichen Hauses. Durch die Decke dringt der Gesang von Geige, Bratsche und Cello. In einer Schublade entdeckt das Mädchen etwas: eine winzige Violine, kaum grösser als eine Zigarrenkiste. Die Geige in den kleinen Händen, stürmt es die Treppe hoch, gesellt sich zu den Musikanten, setzt sich das Instrument an die Schulter und beginnt . . . zu quietschen.
Heute lebt Cosima Bodien in Zürich. Wenn sie Geige spielt, quietscht es längst nicht mehr. Sie ist Profimusikerin, mehrfach ausgezeichnet, spielt in Berufsorchestern, gibt Unterricht. Als Konzertmeisterin steht sie verschiedenen Laienorchestern vor und muss sich mit Hobbymusikerinnen auseinandersetzen, die nicht geübt haben. Sie lacht. «Das stört mich gar nicht, im Gegenteil. Ich bewundere alle, die sich nach einem langen Arbeitstag treffen und freiwillig noch musizieren!» Sowieso seien heute jede Probe und jeder Unterricht, den sie gebe, ein Privileg. «Es fühlt sich kostbar, ja fast schon andächtig an, weil man nicht weiss, wann der nächste Lockdown kommt.»
Corona im OrchesterAuch für sie war der Lockdown prägend. Die Musik: verstummt. Die Arbeit: weg. Also hängte die 32-jährige Geigerin einen Zettel an den Laternenpfahl vor ihrer Wohnung. «Konzert am Fenster, heute 15 Uhr», stand drauf. «Ich übe sowieso viel am offenen Fenster, da habe ich gedacht, wieso nicht ein Konzert daraus machen!» Auch bei Onlinekonzerten spielte sie mit. «Aber das ist nicht dasselbe. Konzerte leben vom Liveerlebnis. Musik ist eine Form von Kommunikation.»
Ein Konzert ist Cosima Bodien speziell in Erinnerung geblieben. Im Sommer, als das gemeinsame Musizieren für kurze Zeit wieder erlaubt war. Der Partner einer Orchesterkollegin war kurz zuvor an Corona verstorben. «Das Konzert war ein tiefgreifendes Erlebnis, da gab es auch Tränen.»
Jetzt wurden Konzerte wieder eingeschränkt. Trotzdem fühlt sich die Geigerin privilegiert. «Ich habe eine Anstellung an einer Musikschule und damit ein gesichertes Einkommen. Im Gegensatz zu vielen Kolleginnen und Kollegen, die durch das Netz der Corona-Hilfsgelder gefallen sind.»
Aufgezeichnet von Simon Huwiler